Strahlenbelastung: Radon – ein Risiko in Innenräumen

In manchen Regionen Deutschlands führen erhöhte Radon-Werte in Gebäuden zu einem Gesundheitsrisiko. Doch schon einfache Maßnahmen können Abhilfe schaffen.

Radon ist ein radioaktives Edelgas, das in unterschiedlichen Konzentrationen überall in unserer Umwelt vorkommt. Vor allem aus dem Erdboden gelangt es ins Freie und in Gebäude. Im Freien vermischt es sich schnell mit der Umgebungsluft, sodass die Radon-Konzentration dort gering ist. In Innenräumen können jedoch hohe Radon-Konzentrationen erreicht werden. Insbesondere bei seltenem Lüften kann das zu hohen Radon-Konzentrationen führen, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.

Atmet man Radon und seine radioaktiven Folgeprodukte über einen längeren Zeitraum in erhöhtem Maße ein, steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Etwa fünf Prozent der Todesfälle durch Lungenkrebs in der Bevölkerung sind nach aktuellen Erkenntnissen auf Radon und seine Zerfallsprodukte in Gebäuden zurückzuführen.

Regionale Unterschiede
Die Radon-Konzentrationen im Boden, in der Luft und in Innenräumen sind lokal und regional unterschiedlich. In der norddeutschen Tiefebene sind die Radon-Konzentrationen meist niedrig; in den meisten Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in Gegenden mit besonderen Gesteinsmoränen der letzten Eiszeit eher höher.

Einfache Schutzmaßnahmen
Da sich Radon im Erdboden bildet, sind potenzielle Eintrittsstellen des Gases daher vor allem in Hausbereichen zu finden, die Bodenkontakt haben – zum Beispiel Hauswände mit Erdberührung oder Kellerböden. Über Risse, Fugen oder Rohrdurchführungen findet das Gas seinen Weg ins Gebäudeinnere. Als Erstmaßnahme hilft es, regelmäßig und intensiv zu lüften. Undichte Stellen in Keller und Erdgeschoss sollten außerdem abgedichtet werden. Oft reichen diese Maßnahmen bereits, um den Radongehalt in Innenräumen deutlich zu senken.

Messungen geben verlässlich Informationen
Verlässliche Aussagen über die Höhe der Radonkonzentration sind nur über Messungen möglich. Denn die Radonkonzentrationen können wegen der Vielzahl von Einflussfaktoren von Haus zu Haus schwanken. Aufgrund der großen Tages- und Jahresschwankungen der Radonkonzentrationen sollten diese möglichst über einen Zeitraum von einem Jahr durchgeführt werden.

Wer die Radon-Belastung in den eigenen vier Wänden kontrollieren möchte, kann Messungen preiswert und unproblematisch durchführen. Besonders einfach ist der Einsatz sogenannter passiver Radon-Detektoren, die einfach an verschiedenen Stellen in der Wohnung aufgestellt werden. Unter www.bfs.de/radon-messstellen stellt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Adressen qualitätsgeprüfter Anbieter bereit, die Detektoren per Post versenden. Nach Ablauf des Messzeitraums werden sie an den Anbieter zurückgeschickt, der sie auswertet und über die Ergebnisse informiert.

Wann sind die eigenen vier Wände besonders gefährdet?
Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist ein Gebäude besonders anfällig für hohe Radon-Konzentrationen in Innenräumen, wenn es

  • in einem Gebiet liegt, in dem in vielen Gebäuden eine hohe Radon-Konzentration zu erwarten ist,
  • keine durchgehende Grundplatte aus Beton aufweist,
  • vor 1960 errichtet wurde und keine moderne Feuchteisolation besitzt,
  • nicht unterkellert ist oder sich Aufenthaltsräume im Keller befinden,
  • offensichtliche Eintrittswege für Bodenluft (Spalten, Risse, Natursteingewölbe, offene Kellerböden, nicht abgedichtete Leitungsdurchführungen, Verbindungen zu unterirdischen Hohlräumen) aufweist.

Anna Katharina Fricke
Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

2101 02br – kl2

Dr. Bernd Hoffmann leitet im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das Fachgebiet Radon und erläutert im Interview, was Hauseigentümer zum Thema Radon wissen sollten.

Wie groß ist die Bedrohung durch Radon wirklich?
Nicht jeder muss sich gleich Sorgen machen, aber Gedanken machen sollte man sich schon. Die Belastung durch Radon ist regional sehr unterschiedlich. Für etwa zehn Prozent der Haushalte in Deutschland stellt Radon ein Problem dar. In Gebieten, von denen man weiß, dass erhöhte Radon-Werte öfter vorkommen, kann eine Radon-Messung dann Klarheit schaffen.

Ab welchem Wert spricht man von einer erhöhten Belastung?
Einen gesetzlich festgeschriebenen Grenzwert gibt es nicht; aber einen sogenannten Referenzwert. Dieser liegt bei 300 Becquerel. Etwa drei Prozent der Haushalte in Deutschland überschreiten diesen Wert.

Wann ist eine Radon-Sanierung nötig?
Ab dem Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter ist es zumindest für den Arbeitsplatz gesetzlich vorgeschrieben, dass dieser Wert nicht dauerhaft überschritten werden soll. Im Privaten gilt das zwar nicht, aber wir empfehlen dann, den Ursachen auf den Grund zu gehen und gegebenenfalls mit einer Radon-Fachperson geeignete Schutzmaßnahmen zu erörtern. Bei Werten über dem Referenzwert sollte auch in Privathäusern eine Radon-Sanierung in Angriff genommen werden.

Was empfehlen Sie bei Radon-Werten unter dem Referenzwert?
Zunächst einmal: Lüften ist immer gut. Wenn die Messung Werte zwischen 100 und 300 Becquerel ergibt, empfehlen wir außerdem zu prüfen, ob es offensichtliche Gründe dafür gibt. Zum Beispiel Undichtigkeiten, verursacht durch Kabeldurchführungen, Rohrleitungen oder Fugenspaltungen. Hier kann man möglicherweise auch selbst Hand anlegen, diese abdichten und damit oft schon Abhilfe schaffen. Auch im Zuge einer geplanten Sanierung bietet es sich an, geeignete Maßnahmen gleich einzuplanen.

Was müssen Bauherren beim Neubau beachten?
Bis Ende 2020 müssen alle Bundesländer die Gebiete benennen, in denen der Referenzwert vermehrt überschritten wird. In diesen Gebieten ist für Neubauten ein erhöhter baulicher Schutz vor Radon gesetzlich festgeschrieben. Das Thema wird also in Zukunft für den Neubau noch eine große Bedeutung haben.

Anna Katharina Fricke
Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

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