Stellplätze im Wohnungsbau: Bedarf variiert stark

Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind – Klimawandel und Mobilitätswende zum Trotz. 78 Prozent aller Haushalte besaßen im vergangenen Jahr mindestens ein Auto. Auf 1.000 Einwohner kamen 583 Pkw – ein Rekordwert.

Entsprechend hoch ist die Bedeutung von Stellplätzen für Pkw im Wohnungsbau. Diese gelten als ökonomisches Gut und sind untrennbar mit der Wohnimmobilie verbunden. Ihre Anforderungen in Bezug auf den Wohnungsbau haben eine lange Historie, die bis in die Reichsgaragenordnung von 1939 zurückreicht. Auch heute noch erteilen die meisten Bundesländer klare Vorgaben für den Bau von Stellplätzen und verpflichten Bauherren, bei der Errichtung von Wohnungen, Geschäftshäusern und Büros auch Pkw-Stellplätze bereitzustellen. Allerdings entsprechen die derzeitigen Vorgaben für Stellplätze in den Landesbauordnungen und kommunalen Stellplatzsatzungen oft nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Bewohner, wie eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) Köln ergab. Die Forscher haben untersucht, welche ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen die Anforderungen haben. Das Resultat: Die Anforderungen werden dem Bedarf nicht gerecht. Denn tatsächlich gibt es eine hohe Variation beim Stellplatzbedarf der Privathaushalte. In Metropolen besitzt ein Haushalt im Durchschnitt beispielsweise 0,8 Pkw. Im kleinstädtischen beziehungsweise dörflichen Raum ist der Bestand pro Haushalt mit 1,6 Pkw hingegen doppelt so hoch.

Ökonomische Bedeutung von Stellplätzen

Untersucht wurde auch der Einfluss weiterer Variablen – etwa Haushaltstyp oder Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Im ländlich geprägten Raum liegt der Stellplatzbedarf einer Familie bei 2,0 Pkw, in Metropolen hingegen sind es lediglich 1,2 Autos. Junge Haushalte und Seniorenhaushalte haben mit jeweils etwa 0,9 Pkw den geringsten Bedarf. So werden in den Innenstädten der Metropolen im Schnitt beispielsweise weniger Autos benötigt, da dort gute ÖPNV-Netze existieren. Die Stellplatzanforderungen sind jedoch dieselben wie beispielsweise in ländlicheren Regionen, wo viele Menschen aufs Auto angewiesen sind, weil das ÖPNV-System dort kaum ausgebaut ist. Die Folge dieser unterschiedlichen Bedarfe bei gleichzeitig identischen Anforderungen an den Stellplatzbau: Flächen werden ineffizienter genutzt, Baukosten sinnlos in die Höhe getrieben, was weder zur aktuellen Marktlage noch zur angestrebten Mobilitätswende passt.

Kostenreduktion durch effizientere Flächennutzung

Auf Grundlage der Ergebnisse empfehlen die Forscher darum, dass sich die Anforderungen für Stellplätze im Wohnungsbau insgesamt stärker am tatsächlichen Bedarf der Haushalte an den jeweiligen Standorten orientieren sollten. Dies könnte nicht nur zu einer effizienteren Nutzung von Flächen führen, sondern auch die Gesamtkosten für Bauherren reduzieren.

Astrid Zehbe, Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

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