Smarthome: Im Dienste des Menschen

Digitale und vernetzte Technologien breiten sich auch in Häusern und Wohnungen immer weiter aus. Gerade für ältere Menschen bieten sie Unterstützung im Alltag – und damit die Möglichkeit, länger sicher und sorgenfrei zu Hause zu leben.

Die Haustür öffnet sich per Fingerabdruck. Fenster und Rollläden öffnen und schließen automatisch, wenn es regnet oder der Bewohner das Haus verlässt. Steht er nachts auf, schalten Sensoren grünleuchtende, im Boden verlegte Lichtbänder ein, die den Weg vom Bett zum Badezimmer anzeigen. Herd und Arbeitsflächen, Schränke und sogar der Toilettensitz sind höhenverstellbar. Das Lebensphasenhaus in Tübingen zeigt, wie moderne Technologien das Leben in den eigenen vier Wänden vereinfachen. Denn die meisten Gegenstände und Sensoren, die hier verbaut sind, sind keine Zukunftsprodukte, sondern heute schon im Handel verfügbar. So kann im Lebensphasenhaus jeder die smarten digitalen Helfer ausprobieren.

„Neue Technologien auszuprobieren, ist wichtig. Denn nur das Probieren schafft Akzeptanz“, weiß auch Barbara Steiner. Steiner ist Professorin für Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim und lehrt zu den Themen Assistenzsysteme und inklusives Wohnen. Sie weiß: „Nur wenn die Menschen das Gefühl haben, die Technik nützt ihnen, verlieren sie auch die Angst davor.“ Deshalb empfiehlt sie jedem, vor der barrierefreien Sanierung seines Zuhauses einmal im Lebensphasenhaus zu schauen, was alles möglich ist.

Mehr Komfort
Und das ist eine ganze Menge: Personalisierte Eingangstüren, die sich per Sprachsteuerung oder App-Befehl von der Couch aus öffnen lassen, schaffen Sicherheit und Komfort. Dank einer Kamera im Türspion sehen die Bewohner, wer vor der Tür steht. Wichtig ist das auch für Rollstuhlfahrer, die gar nicht an den Türspion heranreichen.

Doch nicht nur die Türen werden digital. Auch die Fenster lassen sich mit Sensoren und smarten Technologien ausstatten. Sind die Fenster geöffnet, regelt das System automatisch die Heizung herunter. Regensensoren erkennen zudem, wenn die ersten Tropfen fallen und schließen automatisch die Fenster. Die smarten Helfer können noch mehr: Digital vernetzt mit der Eingangstür erkennen sie, wenn der Bewohner die Wohnung verlässt und schließen auch dann die Fenster. Rollläden fahren per Knopfdruck, App-Befehl oder Sprachsteuerung hinauf und herab.

Sensoren geben Sicherheit
Nicht nur Fenster und Türen lassen sich digital vernetzen. Überall im Haus schaffen Sensoren Sicherheit. So gibt es heute schon Bügeleisen, die sich ausschalten, wenn sie längere Zeit nicht bewegt werden. Dunstabzugshauben messen die Rauchbelastung und erkennen Brandgefahren. Der Herd schaltet sich ab, wenn er lange Zeit an ist und der Bewohner den Wohnbereich verlässt. Regalböden in Küchenschränken fahren automatisch auf Greifhöhe herunter. Nachts steuern Bewegungsmelder das Licht, zeigen den Weg zum Bad, beleuchten die Treppenstufen. Wasserwächter drehen den Wasserhahn ab, wenn die Badewanne überläuft. „Die technischen Möglichkeiten sind groß. Viele Nutzer wissen noch gar nicht, was alles möglich ist“, weiß auch Norbert Link, Professor für Technische Informatik und Automatisierung an der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik (IWI) der Hochschule Karlsruhe.

Hilfe im Falle eines Sturzes
Die smarten Helfer schützen nicht nur vor Unfällen im Haushalt. Sie können im Notfall auch Leben retten. So hat Link einen Sturzsensor entwickelt. An der Decke angebracht erkennt dieser mit seinen Kameras, wenn eine Person am Boden liegt. Regt sie sich auch auf einen akustischen und visuellen Alarm hin nicht, wird automatisch ein Notruf ausgesandt. „Im Gegensatz zu einem Notrufknopf, den eine bewusstlose Person nicht mehr drücken kann, schaffen solche Sensoren mehr Sicherheit. Ältere Menschen können länger und sorgenfrei in den eigenen vier Wänden bleiben“, erklärt Norbert Link.

Wichtig ist allerdings, dass die Technik intuitiv zu bedienen ist. „Außerdem muss sie die Privatsphäre wahren und individuell anpassbar sein“, fordert Link. Ähnliches rät auch Barbara Steiner: „Die Technologie darf Ältere in der Bedienung nicht überfordern. Und sie muss erweiterbar und mit anderen Komponenten kompatibel sein.“ Denn sind diese Funktionalitäten gegeben, muss nicht das ganze Haus auf einen Schlag digital vernetzt und umgerüstet werden. Dann lassen sich verschiedene Systeme je nach Bedarf nach und nach installieren.

Katharina Lehmann

2101 05hl – kl3