Position zur EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie: Nachgehakt … und erwidert

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat sich erstmals im März kritisch zur derzeitigen Fassung der Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie geäußert. Die finalen Details der Richtlinie werden seit Juni im Trilogverfahren auf EU-Ebene verhandelt. Geywitz lehnt einen Sanierungszwang für einzelne Gebäude ab. Haus & Grund hat nachgefragt warum.

„Im Gebäudesektor gibt es zwei Stellschrauben, um den CO2-Verbrauch zu reduzieren. Die eine bildet die Frage ab, mit welcher Energie wir ein Gebäude beheizen. Die andere dreht sich um die Frage, wie viel Energie benötigt wird, um dieses zu beheizen – also wie gut es gedämmt ist. Wir arbeiten jetzt darauf hin, in 25 Jahren in Deutschland nicht mehr mit fossilen Brennstoffen zu heizen. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor. Dann ist es aus meiner Sicht auch nicht notwendig, dass der komplette Gebäudesektor hocheffizient gedämmt ist, weil bereits viel weniger CO2 beim Heizen freigesetzt wird. Anders gesagt: Hat ein Hauseigentümer seinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, in dem er sich eine moderne Heizung eingebaut hat, dann kann nicht noch mehr auf seinen Schultern lasten.

Dennoch müssen wir die Sanierungsquote in Deutschland erhöhen. Jetzt liegen wir bei etwa ein Prozent. Wir müssen aber zwei bis 2,5 Prozent erreichen. Hier wollen wir das ganze Quartier in den Blick nehmen. Die Mindestenergiestandards, kurz MEPS, träfen bislang überwiegend Ein- und Zwei-Familienhäuser. Das gilt für Deutschland, genauso wie für Bulgarien, Polen oder Griechenland. Ich frage mich, ob es überhaupt realistisch ist, den gesamten Gebäudebestand in Europa insgesamt zu sanieren.

Der ursprüngliche Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission sah noch Quartierslösungen und damit einen gebäudeübergreifenden Ansatz vor. In Deutschland hätten wir dann in einer nationalen Sanierungsplanung zunächst große, öffentliche Gebäude wie Schulen, Sporthallen oder Rathäuser energieeffizient sanieren können und damit viel für den Klimaschutz erreicht. Der jetzige Ansatz des Europäischen Parlaments ist es aber, die Sanierung gebäudespezifisch anzugehen, nicht mehr gebäudeübergreifend. Das halte ich für nicht richtig und nicht machbar. Ich sehe mehr Potential in der integrierten Sanierung und klimaneutralen Versorgung ganzer Quartiere und möchte diese Option stärker im europäischen Regelwerk verankern. Einen Sanierungszwang für einzelne Gebäude lehne ich ab.“

Klara Geywitz, Bundesbauministerin

… und erwidert

„Das freut mich, dass Sie das sagen. Es hätte mich aber noch mehr gefreut, wenn Sie dies den SPD-Parlamentariern im Europaparlament vor der Abstimmung im März gesagt hätten. Dann hätten diese vielleicht nicht so gestimmt, wie sie es getan haben – nämlich dafür. Und das ist unsere große Sorge, dass genau dieser – mit Datum versehene – Sanierungszwang kommt.

Ich möchte auch noch zwei weitere Dinge erwidern. Erstens: Die Sanierungsrate liegt bei den privaten Eigentümern definitiv bei über ein Prozent. Diese machen keine Vollsanierung auf einen Schlag, sondern gehen Schritt für Schritt vor. Wir befragen unsere Mitglieder regelmäßig dazu und dabei zeigt sich ein hoher Sanierungswille und auch eine tatsächliche Sanierungsrate.

Zweitens: Eine Wärmepumpe in ein Gebäude der Energieeffizienzklasse E oder F einzubauen, ist töricht. Da würden die Stromkosten massiv in die Höhe schnellen. Deshalb sehen wir das Gebäudeenergiegesetz mit der Pflicht zum Heizungstausch auch so kritisch, da dies für schlecht gedämmte Häuser fast zwangsweise bedeutet, die Gebäudehülle zu sanieren.

Nichtsdestotrotz ist es schön zu hören: Mit unserer Bundesbauministerin Klara Geywitz wird es keine verpflichtende Mindestenergiestandards, kurz MEPS, für Ein- und Zweifamilienhäuser geben.“

Kai Warnecke, Präsident Haus & Grund Deutschland

Anna Katharina Fricke, Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

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