„Im Gebäudesektor gibt es zwei Stellschrauben, um den CO2-Verbrauch zu reduzieren. Die eine bildet die Frage ab, mit welcher Energie wir ein Gebäude beheizen. Die andere dreht sich um die Frage, wie viel Energie benötigt wird, um dieses zu beheizen – also wie gut es gedämmt ist. Wir arbeiten jetzt darauf hin, in 25 Jahren in Deutschland nicht mehr mit fossilen Brennstoffen zu heizen. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor. Dann ist es aus meiner Sicht auch nicht notwendig, dass der komplette Gebäudesektor hocheffizient gedämmt ist, weil bereits viel weniger CO2 beim Heizen freigesetzt wird. Anders gesagt: Hat ein Hauseigentümer seinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, in dem er sich eine moderne Heizung eingebaut hat, dann kann nicht noch mehr auf seinen Schultern lasten.
Dennoch müssen wir die Sanierungsquote in Deutschland erhöhen. Jetzt liegen wir bei etwa ein Prozent. Wir müssen aber zwei bis 2,5 Prozent erreichen. Hier wollen wir das ganze Quartier in den Blick nehmen. Die Mindestenergiestandards, kurz MEPS, träfen bislang überwiegend Ein- und Zwei-Familienhäuser. Das gilt für Deutschland, genauso wie für Bulgarien, Polen oder Griechenland. Ich frage mich, ob es überhaupt realistisch ist, den gesamten Gebäudebestand in Europa insgesamt zu sanieren.
Der ursprüngliche Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission sah noch Quartierslösungen und damit einen gebäudeübergreifenden Ansatz vor. In Deutschland hätten wir dann in einer nationalen Sanierungsplanung zunächst große, öffentliche Gebäude wie Schulen, Sporthallen oder Rathäuser energieeffizient sanieren können und damit viel für den Klimaschutz erreicht. Der jetzige Ansatz des Europäischen Parlaments ist es aber, die Sanierung gebäudespezifisch anzugehen, nicht mehr gebäudeübergreifend. Das halte ich für nicht richtig und nicht machbar. Ich sehe mehr Potential in der integrierten Sanierung und klimaneutralen Versorgung ganzer Quartiere und möchte diese Option stärker im europäischen Regelwerk verankern. Einen Sanierungszwang für einzelne Gebäude lehne ich ab.“
Klara Geywitz, Bundesbauministerin