Nah- und Fernwärme: Effizient, aber nicht überall verfügbar

Nah- und Fernwärmenetze gelten als verlässliche Wärmeversorgung, die bei der Klimabilanz vor Öl und Erdgas rangiert. Doch das Hindernis liegt darin, dass die Netze nicht deutschlandweit ausgebaut und eher in dicht besiedelten Städten als in ländlichen Regionen zu finden sind.

Unter den Begriff Nahwärme fallen kleinere dezentrale Wärmenetze, während als Fernwärme größere Netze bezeichnet werden, die meist große Transportleitungen beinhalten. Technisch ist diese Unterscheidung allerdings nicht von großer Bedeutung. Die grundlegende Funktionsweise ist für beide Typen die gleiche: Produziert wird die Wärme in Heizkraftwerken. In Form von heißem Wasser wird dann die Energie über – meist unterirdisch verlegte – Rohrsysteme direkt ins Haus geliefert. Auf diesem Wege werden ganze Straßenzüge oder sogar ganze Stadtteile mit Wärme versorgt.

Zweitnutzung von Energie
Einer der größten Vorteile ist hierbei, dass die bei der Stromerzeugung ansonsten ungenutzte Abwärme auf diesem Wege eine sinnvolle Verwendung findet – man spricht an dieser Stelle von einer Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Zwar sind die verwendeten Brennstoffe auch hier vor allem fossile Energieträger, doch durch die zusätzliche Nutzung der Abwärme ist diese Variante dennoch prinzipiell effizienter und ressourcenschonender als eine individuelle Heizungslösung. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist auch die Nutzung von Abwärme aus Industrieanlagen oder Biomasseheizkraftwerken von Interesse. Während bei Ersteren ohnehin entstehende Wärme ohne zusätzlich entstehenden Schadstoffausstoß genutzt wird, können mit Biomasseheizkraftwerken bessere CO2-Bilanzen erreicht werden.

Mangelnde Verbreitung
Die Nachteile von Nah- und Fernwärmenetzen ergeben sich unter anderem durch die mangelnde Verbreitung. Während insbesondere in großen Städten teils eine gute Ausbaulage und damit einhergehend eine leichte Anschlussmöglichkeit besteht, sieht es im ländlichen Bereich meist schwieriger aus. Aufwand und Kosten machen die Investitionen für Versorger hier oft unattraktiv. Wie es trotzdem funktionieren kann, zeigen jedoch zahlreiche Modellprojekte deutschlandweit, in denen Kommunen Hand in Hand mit regionalen Akteuren eigene Wege zur Energie- und Wärmeversorgung gehen.

Kommunale Wärmewende wird vorangetrieben
Um die Städte, Gemeinden und Landkreise auf dem Weg zur Wärmewende zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die kommunale Wärmeplanung zu einem Förderschwerpunkt gemacht. Hier sind besonders die Kommunen in der Pflicht, die örtlichen Gegebenheiten, Infrastrukturen und Akteure zu koordinieren und in kommunalen Wärmeplänen einen Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung festzulegen, der die jeweilige Situation vor Ort bestmöglich berücksichtigt.

Monopolstellungen effektiv kontrollieren
Jenseits der Frage nach der Verfügbarkeit sind auch Konstellationen bedenklich, in denen Anbieter entstehende Monopolstellungen im Fernwärmenetz ausnutzen. Denn meist wird das Netz von einem einzelnen Anbieter bedient – ohne Möglichkeit eines Anbieterwechsels und somit auch ohne Wettbewerbsdruck in puncto Energiekosten. Hier besteht Handlungsbedarf seitens der Politik, um Transparenz bei der Zusammensetzung der Kosten zu schaffen und entsprechende Monopolstellungen effektiv zu kontrollieren.

Tipp Für Eigentümer auf der Suche nach einer neuen Heizungslösung ist es empfehlenswert, sich nach der kommunalen Wärmeplanung vor Ort zu erkundigen. Auch wenn es noch keine entsprechenden Nah- oder Fernwärmelösungen gibt, kann sich der Kontakt zur Kommune lohnen, um sich nach den langfristigen Planungen zu erkundigen.

Anna Katharina Fricke, Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

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