Nachhaltige Baustoffe: Anfang und Ende mitdenken

Häuser aus Holz, Dämmung aus Stroh, ein Verputz aus Lehm: nachhaltige Baustoffe liegen im Trend.

Das Bedürfnis nach Klimaschutz und einem gesunden Wohnumfeld lässt immer mehr Bauherren nach alternativen Baumaterialien Ausschau halten. „In den vergangenen Jahren hat das Interesse und das Angebot an nachhaltigen Baustoffen deutlich zugenommen“, berichtet Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. „Auch mit Blick auf Kosten und Komfort werden nachhaltige Baustoffe immer konkurrenzfähiger“, ergänzt die Bauingenieurin.

Die Entwicklung ist zu begrüßen, denn noch immer trägt der Bausektor von der Gebäudeherstellung bis zum Abriss einen beträchtlichen Teil zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei. „Wir müssen heute den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes in den Blick nehmen“, betont deshalb Lemaitre. Nachhaltige Baumaterialien können hier einen wesentlichen Unterschied machen.

Sie sind in der Regel nachwachsend wie Holz und gut recycelbar. Außerdem verbrauchen diese Baustoffe in der Weiterverarbeitung vergleichsweise wenig Energie. Sie sind idealerweise regional verfügbar und benötigen keine langen Transportwege. Die Materialien sind langlebig und haben keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Viele von ihnen sind alles andere als neu.

Bauen mit Holz liegt im Trend

So wird seit Jahrhunderten mit Holz gebaut. Holz ist fast überall verfügbar. Es wächst nach und speichert dabei Kohlendioxid. Es kann von der Konstruktion über die Fassadengestaltung bis zum Innenausbau genutzt werden. Dank moderner technischer Möglichkeiten lassen sich die Bauteile heute gut vorfertigen. Dies hilft, Kosten zu sparen und macht das Bauen mit Holz immer interessanter, auch in der Kombination mit anderen Baustoffen. Bauten aus Holz sind aber nur dann nachhaltig, wenn der Rohstoff aus einer entsprechenden Forstwirtschaft stammt und die Transportwege möglichst kurz sind.

Daneben ist Holz gut für das Raumklima. Es kann gut Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Außerdem speichert Holz länger Wärme als Stein. Wird beim Bau der konstruktive Holzschutz berücksichtigt, braucht es zum Erhalt des Gebäudes auch keine chemischen Keulen. Und auch wenn Bauteile einer Bewitterung ausgesetzt sind, können durch die Wahl von ausreichend dauerhaften Holzarten durchaus langlebige Konstruktionen errichtet werden.

Lehm – ein echter Alleskönner

Lehm ist in vielen Regionen Deutschlands verfügbar. Lehmbaustoffe sind leicht recycelbar und besitzen nur einen Bruchteil des C02-Fußabdruckes konventioneller Materialien wie Zement, Kalk oder Gips. Anders als Gips braucht Lehm aber mehr Zeit zum Austrocknen. Auch deshalb ist der Baustoff zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geraten. Heute bezeugt eine wachsende Produktpalette das zunehmende Interesse. Das hängt auch mit folgenden Eigenschaften zusammen: Lehmbaustoffe können leicht Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und abgeben, und die im Putz enthaltenen Tonmaterialien binden Schad- und Geruchsstoffe. Daneben kann Lehm gut Wärme speichern. Der Baustoff ist klar durch Produktnormen geregelt und kann vom Fußboden bis zum Dach unterschiedlich als Lehmstein, Lehmplatten, Lehmfarben oder Lehmputz eingesetzt werden.

Dämmen mit Stroh oder Hanf

Zum Dämmen dienen nachwachsende Rohstoffe wie Stroh, Schilf oder Hanf. So dringt etwa der Baustoff Stroh immer mehr in den Markt. Der Getreidestängel ist in vielen Regionen verfügbar, wächst schnell nach, bindet Kohlendioxid und hat gute Dämmeigenschaften. Die Produktpalette hat sich auch hier von Strohbauplatten aus hochverdichtetem Stroh als Alternative zu Gipskarton bis hin zu Trittschall- und Wärmedämmplatten weiterentwickelt. Auch Produkte aus Hanf lassen sich ähnlich nutzen. Teilweise werden auch Mauern aus den genannten Materialien gefertigt.

Mehr Nachhaltigkeit in Beton

Mithilfe dieser und anderer nachhaltiger Baustoffe können Lemaitre zufolge weniger nachhaltige Baustoffe ersetzt werden. Gleichzeitig versuchen Wissenschaft und Industrie, etwa bei der Betonherstellung mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. So geht es beispielsweise darum, bei der Zementproduktion im Prozess und bei der Energiezufuhr den sehr hohen CO2-Ausstoß zu verringern. Daneben werden Betonrezepturen verändert und Zement durch andere Materialien wie etwa die Asche der Maniokschale als Bindemittel ersetzt. Potenzial sieht Lemaitre auch im Einsatz von Recyclingbeton sowie dem Einsatz materialsparender Bauteile.

Siegel

Anhand verschiedener Siegel können Bauherren die Nachhaltigkeit der Baustoffe erkennen. Zu ihnen zählen etwa der „Blaue Engel“ oder das Siegel „Nature Plus“. Bei diesen Umweltzeichen kontrollieren unabhängige Instanzen kontinuierlich die Einhaltung der Richtwerte.

Karin Birk

Suchcode: 2308-hl01