Interview: Glasfasernetze sind zukunftssicher

Internet über Glasfaser bietet zahlreiche Vorteile. Doch wie kommt die Faser in das Haus? Benedikt Kind, Leiter Grundsatzfragen Regulierung beim Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), erklärt, wie Vermieter die Umrüstung angehen können und was sie dabei erwartet.

Was ist Glasfaser und welche Vorteile bietet es?

Anders als bei herkömmlichen Kupferleitungen erfolgt die Datenübertragung in modernen Glasfasernetzen nicht über elektrische, sondern optische Signale. Dies ermöglicht die Übertragung deutlich größerer Datenmengen in kürzester Zeit. Damit bieten Glasfasernetze für die Übertragung von TV-Programmen, aber auch von anderen internetgestützten Diensten, wie zum Beispiel Streamingdiensten, höchste Qualität. Da in der Physik nichts schneller ist als Licht, sind Glasfasernetze auch langfristig zukunftssicher. Es ist keine andere Technologie absehbar, die Glasfaser ablösen wird. Zudem ist Glasfaser ein sehr zuverlässiges Medium mit einer Störungsquote von unter einem Prozent. Schließlich sind Glasfasernetze deutlich energieärmer zu betreiben.

Was müssen Vermieter tun, um auf Glasfaser umzurüsten?

Nachdem der Ausbau von Glasfasernetzen im europäischen Vergleich in Deutschland zunächst etwas schleppend angelaufen ist, hat er in den vergangenen beiden Jahren ordentlich Fahrt aufgenommen. Inzwischen sind Glasfaserunternehmen in vielen Regionen in Deutschland aktiv und dass nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch in ländlichen Regionen. Vermieter, die an einem Glasfaserausbau ihrer Liegenschaften interessiert sind, sollten daher auf Angebote zum Ausbau von Glasfasernetzen in ihrer Region reagieren und sich über entsprechende Angebote informieren. Der erste Schritt zum Glasfasernetz ist dabei der Abschluss einer Vereinbarung zwischen dem Grundstückseigentümer und einem Netzbetreiber zur Erschließung des Gebäudes mit Glasfasern, der sogenannten Grundstücksnutzungsvereinbarung (GNV) oder Grundstückseigentümererklärung (GEE). Vor Unterzeichnung sollten Vermieter sich im Klaren sein, ob und wie sie die Kosten auf die Mieter umlegen möchten, da es bei den Vertragsdetails diesbezüglich einiges zu beachten gibt. 

Welche Installationsmöglichkeiten gibt es?

Für die Hauseinführung der Glasfaserkabel kann eine Bohrung erforderlich werden. Grundsätzlich versuchen die Netzbetreiber aber, bereits vorhandene Möglichkeiten zur Verlegung von Glasfasern im Gebäude zu nutzen. So können Glasfaserkabel in bereits vorhandenen Rohranlagen verlegt werden. Auch vorhandene freie Kamine und Lüftungsschächte oder Installationsschächte im Treppenhaus können genutzt werden. Dabei kommen die geringen Abmessungen der Glasfaserkabel einer flexiblen Nutzung bereits vorhandener Leitungswege zugute. Ein Innenkabel mit vier Fasern hat lediglich einen Durchmesser von 2,0 bis 2,4 Millimetern. Die Beeinträchtigung durch Lärm und Schmutz hält sich also in der Regel sehr in Grenzen.

In der Praxis gibt es auch Installationen auf der Fassade, etwa im Zuge von Sanierungsarbeiten. Aufgrund der vielfältigen Verlegemöglichkeiten ist es sinnvoll, dass der Gebäudeeigentümer und der Netzbetreiber in einem gemeinsamen Begehungstermin die jeweils beste Lösung absprechen.

Inwiefern sind die jeweiligen Wohnungen von der Umrüstung betroffen?

Das Glasfaser-Gebäudenetz schließt mit einem Medienkonverter ab, der mit der Glasfaserdose in der Wohnung verbunden ist. In dem Medienkonverter erfolgt die Rückwandlung des optischen Signals in ein elektrisches Signal. Das bedeutet, dass ab dem Medienkonverter die Nutzung einer vorhandenen Kupfer- oder Koax-Infrastruktur in der Wohnung erfolgen kann. Auf längere Sicht ist es aber sicher sinnvoll, auch die Wohnungen mit Glasfasern auszustatten. Dabei können auch insoweit vorhandene Kabelkanäle in der Wohnung genutzt oder die vorhandenen Kupfer- oder Koaxleitungen gegen Glasfasern ausgetauscht werden. Neue Kabelkanäle werden im Regelfall auf der Wand verlegt. Unter-Putz-Montagen können auf Wunsch des Gebäudeeigentümers gegen Zahlung des Mehraufwands vorgenommen werden.

Wie lange dauert eine Umrüstung?

Auch die Dauer des Ausbaus ist abhängig von den konkret vorzunehmenden Arbeiten. Orientierungswert ist aber der Ausbau eines Mehrfamilienhauses mit sechs bis acht Wohneinheiten innerhalb eines Tages. Die Erstellung einer Hauseinführung kann am gleichen Tag oder auch zeitlich versetzt durchgeführt werden.

Mit welchen Kosten müssen Eigentümer rechnen?

Die Kosten für die Glasfaserausstattung im Gebäude sind von vielen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel der Möglichkeit der Nutzung vorhandener Leitungswege im Gebäude, der Bausubstanz oder zu beachtender besonderer Brandschutzbestimmungen. Auch externe Faktoren, wie die Entwicklung der Material- oder Handwerkerkosten, können die Ausbaukosten beeinflussen. Was den Anschluss des Gebäudes an das Glasfasernetz betrifft, ist es wichtig, dass sich der Gebäudeeigentümer zügig dafür entscheidet. Viele Glasfasernetzbetreiber bieten den Gebäudeanschluss oder sogar den Vollausbau der Immobilie sehr günstig oder sogar kostenfrei an, wenn dieser in der Ersterschließungsphase vorgenommen wird. Entscheidet sich ein Gebäudeeigentümer erst im Rahmen einer späteren Nachverdichtung für einen Glasfaseranschluss, wird es meistens teurer.

Das Interview führte Anna Katharina Fricke, Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

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