Experiment zu Wohnpräferenzen: Wohnen in der Stadt oder auf dem Land?

Wohnen Sie lieber auf dem Land oder in der Stadt? Nicht erst seit der Corona-Pandemie scheint das Rennen in die Städte unterbrochen. Tatsächlich liegen aber die Motive und Präferenzen der Haushalte für einen bestimmten Wohnstandort eher im Nebel. Die Immobilien-Ökonomen des IW Köln haben nun versucht, diesen Nebel zu lichten.

Um mehr über die bevorzugten Wohnstandorte und die Anforderungen an das Wohnen der Menschen zu erfahren, wurde ein Auswahlexperiment mit 1.000 Befragten durchgeführt. Die Präferenzen der Befragten wurden durch wiederholte Auswahlentscheidungen zwischen unterschiedlichen Wohnoptionen – wie beispielsweise Wohnstandort in Stadt oder Umland, Eigentumsform oder Wohnkostenbelastung – offenbart. Zwei von neun Optionen ragen dabei heraus. Besonders wichtig ist den Befragten der Objekttyp, also ob es sich um Einfamilienhäuser oder Wohnungen in Mehrfamilienhäusern handelt. Darauf folgt als zweitwichtigstes Kriterium die Wohnkostenbelastung, also der Anteil der Ausgaben für Wohnen am Einkommen.

Einfamilienhaus wird bevorzugt
Vor dem Hintergrund der jüngsten Debatte um die Einfamilienhäuser besonders interessant: Es gibt eine eindeutige Präferenz unter allen Gruppen für die unterschiedlichen Formen von Einfamilienhäusern. Selbst Mieter aus Großstädten und Ein-Personen-Haushalte bewerten die Wohnform Mehrfamilienhaus schlechter als die des Einfamilienhauses. In welcher Lage am liebsten gewohnt wird, hängt stark vom gegenwärtigen Lebensmittelpunkt ab. Wer bereits in der Großstadt lebt, bevorzugt in der Regel auch die urbanen Lagen in der Großstadt. Wer in einer Kleinstadt lebt, lehnt die Großstadtzentren als Wohnstandort eher ab.

40 Minuten pendeln akzeptabel
Schnelle Anbindungen werden grundsätzlich von allen Befragten bevorzugt. Aber auch Reisezeiten im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von bis zu 40 Minuten zum Hauptbahnhof werden von den meisten Befragten noch akzeptiert. Ähnlich lange Reisezeiten ins Zentrum mit dem Pkw werden genauso akzeptiert. Die IW-Ökonomen leiten daraus ab, dass viele Haushalte gerne ins Umland ausweichen würden, wenn sie dort bei einer geeigneten Anbindung den Wunsch nach einem Einfamilienhaus realisieren könnten. Wichtig war nahezu allen Befragten, dass die Nahversorgung fußläufig zu erreichen ist.

40 Prozent Wohnkostenbelastung akzeptiert
Bei der akzeptierten Wohnkostenbelastung liegen öffentliche Debatte und Umfrageergebnisse weit auseinander. Anders als gerne vermutet, wird eine Wohnkostenbelastung von bis zu 40 Prozent von den Befragten akzeptiert. Eine geringere Wohnkostenbelastung wird natürlich stark bevorzugt, aber bei vielen Gruppen gibt es erst dann einen Malus bei der Bewertung der Wohnoption, wenn der Wert 40 Prozent übersteigt, so die IW-Ökonomen.

Anzahl der Räume wichtiger als Wohnfläche
Sowohl sehr kleine als auch sehr große Wohnflächen werden insgesamt eher kritisch gesehen. Eine Wohnfläche von 90 bis 120 Quadratmetern wird von den meisten Befragten als optimal angesehen. Für Ein-Personen-Haushalte werden 50 bis 75 Quadratmeter als ideal gesehen. Wichtiger als die Wohnfläche insgesamt ist vielen Befragten, dass die Wohnung genügend Räume bietet. Die IW-Forscher resümieren, dass nicht immer größere Wohnungen gefordert sind, sondern die Wohnfläche besser nutzbar gemacht werden sollte.

Matthias zu Eicken
Referent Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik Haus & Grund Deutschland

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