Biomasseheizung: In der Krise setzen viele auf Holz

Scheitholz, Hackschnitzel, Pellets: Die Nachfrage nach alternativen Wärmequellen im Haus hat zugelegt. Viele möchten sich damit unabhängiger von fossilen Brennstoffen machen.

Angesichts der Energiekrise liebäugeln immer mehr Menschen in Deutschland mit einer Biomasseheizung. „Die Nachfrage nach Holzzentralheizungen und Einzelfeuerungsanlagen ist sehr stark gestiegen“, weiß Andreas Lücke, Sprecher der Initiative Holzwärme im Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie. Die Skepsis bezüglich der Versorgungssicherheit und die steigenden Gas- und Ölpreise hätten viele Immobilienbesitzer umdenken lassen. So wurden allein in den ersten neun Monaten 2022 mit 49.000 Pelletheizungen insgesamt 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum verkauft.

Mit Holz lassen sich ganze Häuser heizen, wenn der Heizkessel an das zentrale Heizungssystem angeschlossen ist. Oder man stellt eine sogenannte Einzelfeuerungsanlage wie einen Kaminofen als Ergänzung für besonders kalte Abende ins Wohnzimmer. Letztere lassen sich zudem mit einer Wassertasche ausstatten und an die Zentralheizung anschließen.

Pelletheizungen insbesondere für ältere Häuser
Holzzentralheizungen gibt es für Scheitholz, Hackschnitzel und Pellet. Die eine Variante wird mit ganzen Holzscheiten beschickt und meist in ländlichen Regionen genutzt. Dagegen eignen sich Heizungen für Hackschnitzel wegen ihrer starken Leistung und ihrem erhöhten Platzbedarf eher für größere Nahwärmekomplexe und weniger für Ein- oder Zweifamilienhäuser. Am meisten verbreitet sind Pelletheizungen.

Sie werden oft in Ein- und Zweifamilienhäusern eingesetzt, wenn alte Öl- oder Gasheizungen ausgetauscht werden müssen. „Pelletheizungen eignen sich insbesondere für ältere und schlecht gedämmte Häuser, in denen höhere Vorlauftemperaturen bei der Heizung benötigt werden“, erklärt Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes. Eine Wärmepumpe brauche hier zu viel Strom und erbringe gerade an sehr kalten Wintertagen keine ausreichende Heizleistung.

Pelletheizungen haben den Vorteil, dass die alten Heizkörper weiterhin genutzt werden können. Sinnvoll kann die Kombination mit Solarthermie sein. Dies gilt auch für Neubauten, in denen Pelletheizungen gern mit einer Wärmepumpe kombiniert werden.

Ausreichend Platz für Pelletlager einplanen
Wo immer eine solche Heizung eingebaut wird, braucht es auch Platz für ein trockenes Pelletlager und einen Pufferspeicher. Beim Austausch einer Ölheizung kann dafür meist der Raum der früheren Öltanks genutzt werden. Vom neuen Lager werden die kleinen, aus Sägespänen gepressten Stäbchen mithilfe einer flexiblen Förderschnecke oder über ein Saugsystem zum Heizkessel befördert. Die über die Verbrennung gewonnene Energie gelangt in einen Pufferspeicher und steht dort dem Heizsystem zur Verfügung. Die Heizungen arbeiten heute so effizient, dass der Aschebehälter normalerweise nur ein- bis dreimal pro Jahr geleert werden muss.

Boom bei Kaminöfen
Daneben gibt es die Kaminöfen für den Wohnbereich. Auch sie können mit Pellets befeuert und teilweise elektrisch gesteuert werden. Das Pelletlager ist dabei in den Ofen integriert und reicht meist für ein bis zwei Tage. Bei anderen Modellen wird Scheitholz von Hand nachgelegt. Wie auch immer die Kaminöfen bestückt werden, die Nachfrage ist sehr gestiegen. „In den vergangenen Monaten hat es einen regelrechten Boom auf Kaminöfen gegeben“, stellt Lücke fest. Entsprechend lang sind die Wartezeiten für Öfen und Handwerker. Und nicht nur das: Auch die Preise für Holzzentralheizungen und Kaminöfen haben angezogen.

Brennstoffpreis verdoppelt
Das gilt nicht zuletzt für den Brennstoff selbst. „Der Preis für Pellets hat sich seit Jahresanfang bis November nahezu verdoppelt“, berichtet Bentele. Der Preis pro Kilowattstunde habe sich damit dem für Heizöl angenähert, er liege aber immer noch deutlich unter dem für Gas. Selbst wenn der Preisunterschied gegenüber fossilen Brennstoffen nicht mehr so groß ist wie in den Vorjahren, spielt für viele die regionale Verfügbarkeit und die Nachhaltigkeit des Brennstoffes eine Rolle.

Feinstaubfilter hilfreich
Gleichwohl ist der Brennstoff nicht unumstritten, denn seine Verfügbarkeit ist begrenzt und beim Verbrennen werden Feinstaub und andere schädliche Substanzen wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) freigesetzt. „Wenn auch in Zeiten der Krise manche Begründungen für das Heizen mit Holz nachvollziehbar erscheinen, so bleibt dies doch in vielerlei Hinsicht problematisch“, mahnt Christian Liesegang vom Umweltbundesamt.

Wer sich trotzdem für eine Pelletheizung entscheidet, sollte auf einen hohen Nutzungsgrad und geringe Schadstoffemissionen (Effizienzklasse A++ mit Feinstaubfilter) achten. Eine Übersicht über besonders emissionsarme Pelletfeuerungen (Pelletöfen mit Wassertasche und Pelletkessel) gibt es auf der Internetseite des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Auch sollte man prüfen, ob sich ergänzend Solarthermie nutzen lässt. Über das BAFA können hier Fördermittel beantragt werden.

Karin Birk

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