Bezahlbares Bauen und Wohnen: Die Quadratur des Kreises

Es erscheint paradox: Bauen und Wohnen sollen bezahlbar bleiben, gleichzeitig aber höchsten Standards an Klimaschutz, Komfort, Sicherheit und noch vielen anderen hehren Ansprüchen mehr genügen.

Wohnungspolitiker aller Parteien werden nicht müde in ihren Versprechen, alle diese Anforderungen unter einen Hut zu bringen – wenngleich die vielfältigen Entwicklungen am Wohnungsmarkt oft eine ganze andere Sprache sprechen. Dennoch hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in einem Forschungsprojekt die Vereinbarkeit von bezahlbarem und zukunftsfähigem Bauen und Wohnen untersucht. Das Ergebnis sind 20 Grundsätze für die Vereinbarkeit von Bezahlbarkeit und Zukunftsfähigkeit, die sich an Bauherren, Planer und Kommunen richten:

Voraussetzungen

  • Bezahlbares Wohnen beginnt beim Grundstück: Bauland muss erschwinglich sein.
  • Die Vereinbarkeit gelingt (nur) mit Förderung: Zuverlässige, transparente Förderprogramme sind unerlässlich.
  • Unterstützung durch Kommune ist eine Voraussetzung: Kommunale Maßnahmen wie angepasste Vergabeverfahren können die Schaffung bezahlbaren Wohnraums unterstützen.
  • Grundsatzentscheidung für nachhaltiges Bauen auf Bauherrenseite notwendig: Nachhaltiges Bauen erfordert eine feste Verankerung in den Zielsetzungen der Bauherren.
  • Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure intensivieren: Die enge Kooperation zwischen allen Beteiligten ist entscheidend für den Erfolg.

Planung und Bautechnik

  • Grundstück gut ausnutzen und kompakt bauen: Effiziente Flächennutzung und kompakte Bauweisen führen zu Kosteneinsparungen.
  • Wohnungsgrößen als Stellschraube nutzen: Angepasste Wohnungsgrößen können die Bezahlbarkeit beeinflussen.
  • Aus den Praxiserfahrungen mit Normen pragmatischer umgehen: Flexibler Umgang mit Normen kann zu effizienteren Lösungen führen.
  • Mehr standardisiert seriell und modular bauen: Serielle und modulare Bauweisen bieten Kostenvorteile.

Ökologische Zukunftsfähigkeit

  • Einen guten (Energieeffizienz-)Standard statt Maximalstandard bauen: Balance zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit finden.
  • Lebenszyklus und Ressourceneffizienz der Gebäude mehr in den Blick nehmen: Langfristige Betrachtungen zur Minimierung von Kosten und Umweltbelastungen.
  • Lösungen für eine regenerative Energieversorgung sind unumgänglich: Einsatz erneuerbarer Energien zur nachhaltigen Energieversorgung.
  • Monitoring und Mitwirkung der Nutzer zur Erreichung der Effizienzziele erforderlich: Nutzerengagement fördern, um Effizienzziele zu erreichen.
  • Klimaanpassungsmaßnahmen für sicheres und gesundes Wohnen einbeziehen: Berücksichtigung des Klimawandels in der Planung.
  • Kfz-Stellplätze reduzieren und alternative Mobilitätsangebote machen: Anpassung der Stellplatzpolitik und Förderung alternativer Mobilitätsformen.

Soziale Zukunftsfähigkeit

  • Bezahlbares und zukunftsfähiges Wohnen braucht soziale Mischung: Soziale Diversität als Schlüsselelement nachhaltiger Quartiere.
  • Zielgruppen mit besonderen Bedarfen dezentral in die Wohnanlagen integrieren: Inklusion verschiedener sozialer Gruppen.
  • Mehrwert für das Quartier schaffen: Projekte sollten einen positiven Beitrag zum sozialen und infrastrukturellen Umfeld leisten.

Ökonomische Zukunftsfähigkeit

  • Langfristigkeit der Bezahlbarkeit muss im Vordergrund stehen: Nachhaltige Finanzierungs- und Bewirtschaftungsmodelle entwickeln.
  • Überhöhte Renditeerwartung kann nicht im Fokus stehen: Realistische Erwartungen an die Rentabilität sind für die Nachhaltigkeit entscheidend.

Matthias zu Eicken, Leiter Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik Haus & Grund Deutschland

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