Baupreise könnten in den kommenden Jahren sinken

In den vergangenen fünf Jahren sind die Preise für Bauleistungen an Wohngebäuden stark gestiegen. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen allerdings, dass sich die Situation im Jahr 2023 wieder etwas entspannt hat und der Anstieg deutlich abflachte. Aktuelle Prognosen des Forschungsinstituts Kiel Economics zur Entwicklung der Baupreise deuten für die kommenden Jahre auf einen Rückgang hin, der durch verschiedene Faktoren wie Materialverfügbarkeit, Inflation und Nachfrage beeinflusst wird.

Während die Preise seit Beginn des Jahres 2019 bis zum zweiten Quartal 2021 nur moderat zunahmen und in der zweiten Jahreshälfte 2020 sogar zurückgingen, stiegen die Preise seit 2021 wieder sehr stark an. Dieser Trend hat sich im vergangenen Jahr allerdings abgeschwächt. In den kommenden Jahren könnten die Preise nach Prognosen von Kiel Economics sogar sinken.

Situation der Bauwirtschaft

Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine trafen den Wohnungsmarkt als externe Schocks unerwartet hart. Der starke Preisschub der Baumaterialien, ausgelöst durch die Materialknappheit, ließ die Preise im Baugewerbe stark ansteigen (siehe Abbildung 1). Die unvorhersehbaren Ereignisse ließen die Kosten durch die Decke gehen, ohne dass eine solche Entwicklung durch die Prognosemodelle vorhergesagt worden wäre. Die Engpässe haben sich mittlerweile zwar gelöst, aber die Preise bleiben dennoch hoch. Eine vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Auftrag gegebene Studie deutet nun aber auf eine Kehrtwende im Bausektor hin. Die Baupreise könnten aufgrund der sich abzeichnenden geringeren Nachfrage bis zum Jahr 2026 zurückgehen.

Abbildung 1: Entwicklung der Kosten für Bauleistungen am Bauwerk

Wie werden sich die Preise künftig entwickeln?

Die Forscher nennen verschiedene Gründe für die prognostizierte Entwicklung der Baupreise. Die steigenden Finanzierungskosten, ausgelöst durch die Zinsentwicklung, belasten die Bauinvestitionen. Die hohen Lebenshaltungskosten senken die realen Einkommen vieler Haushalte und beeinflussen deren Konjunktur- und Einkommenserwartung. Dies hat insgesamt eine geringere Baunachfrage zur Folge, die sich den Forschern zufolge in den rückläufigen Baugenehmigungszahlen abzeichnet. Auch die weitgehend aufgelösten Liefer- und Materialengpässe dürften eine preisdämpfende Wirkung entfalten. Für 2024 wird ein Rückgang um 3 Prozent erwartet, gefolgt von einem Minus von 5,5 Prozent im Jahr 2025. Erst ab 2027 könnten die Preise wieder leicht steigen.

Abbildung 2: Baupreisprognose von Kiel Economics

Einordnung der Ergebnisse

Die Prognosen signalisieren eine Phase des Rückgangs der Baupreise, die durch verschiedene wirtschaftliche Faktoren beeinflusst wird. Die Integration von Materialverfügbarkeit in die Prognose scheint die Genauigkeit zu verbessern, jedoch dürfte die Vorhersage von Ausreißern wie Materialknappheit auch künftig eine Herausforderung bleiben. Zudem könnte der Einfluss der gesunkenen Einkommenserwartungen der Haushalte auf die Baunachfrage von den Forschern durchaus überschätzt worden sein, da auch die Löhne in Deutschland im Zuge der Inflation überdurchschnittlich stark angehoben wurden und die realen Einkommensverluste für viele Haushalte, wenn überhaupt, dann eher gering ausgefallen sind. Ob sich die Prognose erfüllt, bleibt daher abzuwarten. Eine gewisse Entspannung auf dem Markt scheint sich allerdings abzuzeichnen.

Jakob Grimm, Referent Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik Haus & Grund Deutschland

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