„Ist Vollholz fachgerecht getrocknet und verarbeitet worden, sollten mit Holz gestaltete Räume in den Wand- und Deckenflächen unbehandelt bleiben oder nur mit diffusionsoffenen – also atmungsaktiven – Anstrichen, Ölen oder Wachsen behandelt werden“, erklärt Helmut Köttner, wissenschaftlicher Leiter der unabhängigen Sentinel Haus Institut GmbH in Freiburg. Das aus einem Forschungsprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt entstandene Institut hat nach eigenen Angaben die europaweit größte Datenbank für gesundheitlich geprüfte und nachhaltige Baustoffe erstellt.
Diffusionsoffene Anstriche verwenden
Die diffusionsoffene Oberfläche des Holzes ist beispielsweise wichtig bei der weit verbreiteten Hausstaubmilbenallergie, die vom Kot der winzigen Spinnentierchen ausgelöst wird. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme vermehren sich die Hausstaubmilben am stärksten. Hier hilft die Fähigkeit des Holzes, Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben zu können und so als ausgleichender Puffer bei Schwankungen des Feuchtegehaltes der Raumluft zu wirken. „Allerdings wirbelt ein gut gepflegter Teppich im Gegensatz zu einem Holzparkett weniger Staub auf“, gibt Helmut Köttner zu bedenken. Manche Allergiker reagieren auf Stoffe, die in der Raumluft enthalten sind. „Wer auf Duftstoffe allergisch ist, sollte unbedingt emissionsgeprüfte Materialien verwenden und Nadelhölzer wegen ihres höheren Harzgehaltes eher meiden“, rät der Experte.
Holz ist im Vergleich zu Ziegelsteinen oder Beton ein schlechterer Wärmeleiter und wird deshalb bei Berührung als weich und warm empfunden. Ein Grund, warum das Betreten von Holzfußböden in der Regel als angenehm oder der hölzerne Handlauf eines Geländers geradezu als Handschmeichler erlebt wird. Probanden zeigten im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie während eines mentalen Tests in einem Raum, der mit Naturholz aus Bergfichte gestaltet wurde, eine höhere Konzentrationsfähigkeit und eine geringere Herz-Kreislauf-Belastung als in einem mit Holzimitat ausgebauten Raum.
Zertifizierungen helfen bei der Wahl des Materials
So lohnt es sich genauer hinzusehen, ob es sich bei der Verarbeitung um Vollholz oder einen Holzwerkstoff wie beispielsweise Spanplatten, Sperrholz oder Grobspanplatten (OSB, Oriented Strand Board) handelt. Diese Produkte werden aus Furnieren, Spänen oder Fasern nach Zugabe eines Klebstoffes unter Hitze und Druck zu Platten gepresst. „Bei der Verwendung von Holzwerkstoffen sollte man auf zertifizierte Produkte zurückgreifen“, ergänzt Helmut Köttner. Der Blaue Engel ist beispielsweise eine Zertifizierung des Bundesumweltministeriums. Sie gibt verlässlich Auskunft über die Umweltverträglichkeit und Innenraumemissionen von Bauprodukten.
Wohlfühlklima und eine positive Ökobilanz
Holz sorgt nicht nur für ein gesundes Raumklima, sondern weist zudem eine exzellente Ökobilanz auf. Seit etwa 250 Jahren existiert in Deutschland eine sogenannte geordnete Forstwirtschaft. Zu deren Grundprinzipien gehört, dass nicht mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst. Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher. Die Bäume nehmen beim Wachsen das klimaschädliche Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre auf und verwandeln dieses mithilfe von Sonnenenergie durch Photosynthese in Biomasse, das heißt in gebundene Kohlenstoffverbindungen. „Die Menschen legen zunehmend Wert darauf zu erfahren, aus welcher Region das Material kommt, wie nachhaltig es verarbeitet wurde oder ob der Hersteller beispielsweise mit regenerativen Energiekonzepten arbeitet. Diese Informationen geben den Verbrauchern ein dauerhaft gutes Wohngefühl in Bezug auf das Material“, betont Frank A. Reinhardt, der als Trendforscher jede neue Entwicklung in der Wohnbranche verfolgt. Sind Innenräume mit Holzeinbauten ausgestattet, mag dieser Faktor zwar keine messbare Auswirkung auf das Raumklima haben, doch das Material steigert auf jeden Fall die Wohnqualität.