Barrierefreies Bad: Weg mit den Stolperfallen!

In Deutschland leben immer mehr ältere Menschen. Viele von ihnen möchten möglichst lange zu Hause wohnen. Doch die Voraussetzungen sind oft nicht gegeben. Das gilt besonders für Bäder.

In jungen Jahren mag die Badewanne noch der ersehnte Rückzugsort zur Entspannung sein. Wer allerdings älter ist, traut sich oft nicht mehr hinein. Ganz zu schweigen von rutschigen Fliesen vor der Wanne oder fehlenden Haltegriffen.

Damit ein Bad möglichst lange genutzt werden kann, plant man es so, dass es für Jung und Alt gleichermaßen funktioniert. „Entscheidend dabei ist eine durchdachte Planung. Und die fängt beim passenden Grundriss an“, weiß Yvonne Jahn, stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e. V.

Ein gutes Badezimmer bietet nicht nur jungen Familien genügend Platz. Es sollte auch älteren Menschen ausreichend Bewegungsfreiheit ermöglichen, insbesondere wenn sie auf Unterstützung und Hilfsmittel angewiesen sind. So sollten sich die Türen nach außen öffnen lassen und der Rahmen breit genug für einen Rollstuhl sein.

Nachhaltige Lösung: Bad im Erdgeschoss
Im Badezimmer selbst sollte genügend Platz zum Rangieren mit einem Rollstuhl sein. „Ein Wenderaum von 1,50 mal 1,50 Meter sollte deshalb eingeplant werden“, empfiehlt Jahn. Sollte der Platz nicht von vornherein gegeben sein, lässt sich vielleicht auch eine Wand einreißen. Praktisch ist auch ein barrierefreies Bad im Erdgeschoss.
„Selbst wenn der Platz knapp ist oder sich das Bad wie ein Schlauch hinzieht, lassen sich mittlerweile mit entsprechender Ausstattung wie etwa mit flexibel wegklappbaren Duschwänden barrierefreie beziehungsweise sogar pflegegerechte Lösungen finden“, betont Matthias Thiel, Experte beim Zentralverband Heizung Sanitär Klima.

Spezielle Fachbetriebe bieten Hilfe
Bundesweit haben sich rund 2.500 Fachbetriebe auf barrierefreie Bäder spezialisiert. Ob groß oder klein, lang oder breit, Bodenschwellen darf es in keinem barrierefreien Bad geben. Auch sollten Waschbecken, Toilette und Dusche gut zugänglich sein.

Im Hinblick auf das Waschbecken bedeutet dies, dass man das Becken auch sitzend nutzen können sollte. Unterschränke passen deshalb nicht dazu. Vielmehr sollte das Waschbecken für einen Rollstuhl „unterfahrbar“ sein. Spiegel sollten direkt über dem Becken angebracht und Ablagen und Armaturen auch im Sitzen gut erreicht werden können. Besonders praktisch sind ausziehbare Handbrausen und höhenverstellbare Waschtische oder Wasserhähne, die sich durch Bewegung steuern lassen.

Wahrer Luxus: höhenverstellbare Toiletten
Ideal sind auch höhenverstellbare oder zumindest etwas höher angebrachte Toiletten. Zum leichteren Aufstehen sollte die Montage von Stütz- und Haltegriffen an stabilen Wänden möglich sein, selbst wenn sie erst zu einem späteren Zeitpunkt angebracht werden. Ebenso vorausschauend ist es, auf beiden Seiten der Toilette genügend Platz einzuplanen. „Auf einer Seite sollten es 90 Zentimeter und auf der anderen Seite 30 Zentimeter sein“, erklärt Jahn. Nur so könnten sich Rollstuhlfahrer und helfende Personen gut bewegen. Und wer mit einem Dusch-WC liebäugelt, sollte an den elektrischen Anschluss denken.

Zur Barrierefreiheit im Bad gehört in jedem Fall eine bodengleiche Dusche. Sie sollte ein Mindestmaß von 1,20 mal 1,20 Meter haben, um einen Duschstuhl leicht platzieren zu können. Ein Rollstuhl benötigt sogar 1,50 mal 1,50 Meter. Wichtig sind auch hier stabile Haltegriffe. Bringt man diese nicht gleich an, sollte ein späteres Nachrüsten auf keinen Fall ein Problem darstellen. Nicht fehlen sollte eine höhenverstellbare Handbrause, am besten mit feststellbarer Temperatur.

Um Unfällen vorzubeugen, empfiehlt sich ein rutschfester Bodenbelag mit entsprechender Rutschhemmklasse (R10 oder R11) innerhalb der Dusche. Auch außerhalb der Dusche sollte der Boden nicht rutschig sein.

Wer auf eine Badewanne nicht verzichten mag, greift zu einem Modell mit Türen. Das erleichtert den Einstieg. Ansonsten sollte man hier auf genügend Haltegriffe sowie leicht erreichbare Armaturen achten.

Um sich im Bad sicher und wohl zu fühlen, hilft auch eine passende Farbgestaltung und Beleuchtung. Wer Lichtschalter und Haltegriffe farblich absetzt, findet sich leichter zurecht. Einzelne Funktionen wie das Duschen lassen sich farblich differenzieren. Dazu gehört nicht nur eine ausreichende Deckenbeleuchtung, sondern – etwa am Waschbecken – eine lichtstarke Zusatzbeleuchtung.

Förderungen zum barrierefreien Wohnen
Gefördert werden Maßnahmen zum barrierefreien Umbau oder der Kauf einer entsprechend barrierefreien Wohnung für Jung und Alt über die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit einem zinsgünstigen Kredit (Programm 159) oder alternativ per Zuschuss (Programm 455-B). Zuschüsse gibt es allerdings nur, solange die Fördertöpfe nicht ausgeschöpft sind. Für 2022 ist das Programm bereits abgelaufen. Sollte es im kommenden Jahr wieder Gelder geben, müssen die Anträge immer vor Beginn des Vorhabens gestellt und bewilligt werden. Außerdem muss der Einbau eines barrierefreien Bades von Fachhandwerkern umgesetzt werden. Wer einen Pflegegrad hat, kann über die Pflegekasse einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro für ein barrierefreies Bad bekommen.
Neben diesen Fördermöglichkeiten existieren zusätzlich kommunale Förderungen und auch Unterstützungsprogramme der Bundesländer. Auf Länderebene gibt es meist Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen der Wohnungsbauprogramme beziehungsweise nach dem Wohnraumförderungsgesetz des jeweiligen Bundeslandes.

Tipp: Informieren Sie sich vor Beginn einer Umbaumaßnahme über kommunale Fördermöglichkeiten im Zusammenhang mit der Wohnungsanpassung bei Ihrer Gemeinde.

Karin Birk

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