Außenhülle: Bei jedem Wetter gut eingepackt

Mit Häusern verhält es sich wie mit uns Menschen: Gerade im Winter sollten sie gut eingepackt sein, damit möglichst wenig Energie verloren geht. Es lohnt sich darum, die Außenhülle eines Gebäudes einmal genauer anzusehen. So lassen sich Heizkosten reduzieren und Treibhausgase vermeiden.

Dies gilt insbesondere für ältere Gebäude. „Bei Häusern, die vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 gebaut wurden und bei denen bisher wenig gemacht wurde, lässt sich durch Maßnahmen an der Gebäudehülle viel Energie einsparen“, erläutert Dieter Bindel, Vorsitzender des Energieberaterverbandes GIH e. V. Baden-Württemberg. Aber auch in jüngeren Häusern stecke oft noch reichlich Einsparpotenzial.

Verpflichtend sei eine komplette energetische Sanierung nicht. Werden allerdings mehr als 10 Prozent eines Gebäudes – etwa der Fassade – erneuert, müssen die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) eingehalten werden.

Damit die Maßnahmen möglichst sinnvoll ausgewählt und aufeinander abgestimmt werden, sollte möglichst früh eine Energieberatung in Anspruch genommen werden. Aufgabe der Beratenden ist es, den Zustand der Außenhülle zu analysieren, energetische Schwachstellen an Wänden, Fenstern, Rollladenkästen oder Außentüren zu identifizieren und auch die Heizungsanlage zu überprüfen.

Im Vorfeld den Überblick verschaffen

In Abstimmung mit den individuellen Wünschen bei Verkleidung und Dämmstoffen sowie unter Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten erstellt der Energieberater eine Übersicht über mögliche Maßnahmen der energetischen Fassadensanierung. Das Ergebnis ist idealerweise ein individueller Sanierungsfahrplan. Der Berater gibt Tipps zur technischen Umsetzung und erstellt einen groben Zeitplan sowie eine Übersicht über voraussichtlich anfallende Kosten. Eine solche Zusammenstellung ist oft Voraussetzung für eine höhere staatliche Förderung.

Wände und Fenster immer zusammen betrachten

Sollen nicht nur die Fassaden gedämmt, sondern auch einmal die Fenster ausgetauscht werden, muss dies gut aufeinander abgestimmt sein. Dies gilt nicht nur für die Position der Fenster, sondern auch für ihre Wärmedurchlässigkeit. „Denn lassen neue Fenster im Gegensatz zu den umliegenden Wänden weniger Wärme durch, kann das zu bauphysikalischen Schäden führen, sollten keine Gegenmaßnahmen getroffen werden“, erklärt Energieberater Bindel. Noch besser ist es darum, Wände und Fenster gleichzeitig energetisch zu optimieren.

Welche Dämmung bei den Außenwänden infrage kommt, hängt von der Bestandswand, den Platzverhältnissen, der gewünschten Optik und dem Budget ab. In jedem Fall sollte man mit der Dämmung einen Fachhandwerker beauftragen, damit die Übergänge zu Fenstern, Türen und Dach gut verarbeitet sind. Auch die Nachhaltigkeit eines Dämmstoffes kann bei der Wahl eine Rolle spielen. Die Frage lautet also: Wie viel Energie hat das Material bei seiner Herstellung verbraucht? Wie langlebig ist es? Wie effizient hilft der Dämmstoff, Energie zu sparen? Wie lassen sich die eingesetzten Materialien später wiederverwerten?

Wärmeverbundsysteme sehr verbreitet

Häufig werden bei der Fassadendämmung sogenannte Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) genutzt. Ein solches System eignet sich besonders gut bei Putzfassaden. Dabei sind Dämmschicht, Putzträger und Außenputz gut aufeinander abgestimmt und werden direkt auf das bestehende Mauerwerk aufgetragen. Als Dämmstoff kommen dabei synthetische, mineralische und ökologische Baustoffe zum Einsatz. Zu den synthetischen Varianten gehören etwa Kunststoffe wie Polystyrol-Hartschaum (umgangssprachlich Styropor genannt) sowie Polyurethan. Möglich sind hier auch Biomassebeimischungen. Zu den mineralischen Baustoffen zählen Glas- oder Steinwolle, und zu den ökologischen Materialien gehören beispielsweise Kork- oder Holzfaserplatten. Bei den WDVS handelt es sich grundsätzlich um Verbundsysteme, was die Entsorgung erschwert, da die einzelnen Schichten nicht leicht voneinander getrennt und wiederverwendet werden können.

Hinterlüftete Fassade und Einblasdämmung

Daneben gibt es die sogenannte vorgehängte hinterlüftete Fassade. Auch hier kommt das Dämmmaterial direkt auf das Mauerwerk. Allerdings wird zwischen Dämmmaterial und Fassadenverkleidung eine Luftschicht gelassen. Ist die Fassade sehr stark der Witterung ausgesetzt, kann die Feuchtigkeit nicht so leicht in die Dämmschicht eindringen. Als Materialien für die Dämmung kommen auch hier mineralische, synthetische oder ökologische Dämmstoffe zum Einsatz. Dem Witterungsschutz dienen beispielsweise Holz, Stein oder eine Metallverkleidung. Insgesamt lässt sich eine solche Fassadendämmung leichter recyceln. Darüber hinaus gibt es auch die sogenannte Einblasdämmung. Sie ist dort möglich, wo zweischalig gebaut wurde. Die Dämmung kommt dann in den Hohlraum zwischen dem äußeren Mauerwerk und der inneren Häuserwand. Dabei wird Dämmmaterial wie Zellulose, Holzfaser oder Mineralwolle in den Zwischenraum geblasen.

Die Entscheidung für die eine oder andere Form der Dämmung hängt von der Beschaffenheit des Gebäudes, den finanziellen Möglichkeiten und den ökologischen Präferenzen ab. Relativ günstig ist die Einblasdämmung. Sie ist allerdings nicht überall möglich und bei zu schmalen Luftspalten auch nicht immer sinnvoll. „Entscheidend ist, Aufwand, Dämmleistung und eingesparte Heizkosten im Zeitverlauf zu sehen“, erklärt Bindel. Die Kosten sind deshalb nicht immer direkt miteinander vergleichbar. Beachtet werden sollte zudem, dass bei einem gut gedämmten Haus künftig eine kleiner dimensionierte Heizungsanlage ausreicht.

 

Mit Fördergeldern Kosten senken

Für die Sanierung der Außenhülle können in vielen Fällen Fördermöglichkeiten genutzt werden. Dies gilt für die Dämmung der Fassade oder den Einbau neuer Fenster. Die Förderung wird über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) – Einzelmaßnahmen geregelt. Die Beschlüsse sehen einen Zuschuss von 15 Prozent der förderfähigen Kosten vor. Sind die geplanten Maßnahmen Bestandteil eines individuellen Sanierungsfahrplans, gibt es weitere 5 Prozentpunkte.

Karin Birk

Suchcode: 2403-HL01