Anschlussfinanzierung: Finanzielle Belastung im Zaum halten

In den vergangenen zwei Jahren sind die Zinsen deutlich gestiegen. Das ist nicht nur für potenzielle Käufer relevant, die eine Immobilie finanzieren wollen. Davon betroffen sind auch jene, die bereits Eigentum besitzen, deren Kredit aber demnächst ausläuft und die sich nun auf die Suche nach einer Anschlussfinanzierung begeben müssen. Und das wiederum könnte je nach Abschluss des aktuell laufenden Darlehens deutlich teurer werden: Wurden beispielsweise vor zehn Jahren durchschnittlich 2,25 Prozent Zinsen für ein Hypothekendarlehen aufgerufen, liegt das Zinsniveau aktuell mehr als einen Prozentpunkt höher.

Um die Anschlussfinanzierung möglichst flexibel und günstig zu gestalten und die finanzielle Belastung für die Zukunft so gut es geht zu minimieren, lohnt es sich, sorgfältig zu planen.

Frühzeitige Auseinandersetzung mit der Anschlussfinanzierung

Schon einige Jahre vor dem Auslaufen der Zinsbindung beginnen Banken, ihren Kreditnehmern mehr oder weniger günstige Offerten für eine Anschlussfinanzierung zu unterbreiten. Auch wenn das dem einen oder anderen etwas voreilig erscheinen mag, ist eine frühzeitige Beschäftigung mit der Anschlussfinanzierung – idealerweise mehrere Jahre vor Ablauf der Zinsbindung – ratsam. Schließlich ermöglicht sie es dem Kreditnehmer, den Markt zu beobachten und günstige Zinsentwicklungen auszunutzen. Mit einem sogenannten Forward-Darlehen können sich Eigentümer das günstige Zinsniveau sichern – und das bis zu fünf Jahre im Voraus. Zwar lassen sich Banken diese Planungssicherheit in der Regel bezahlen. Dennoch kann es sich lohnen, wenn man von weiter steigenden Zinsen ausgeht. So gelingt es, Planungssicherheit zu schaffen und zukünftige finanzielle Unsicherheiten zu vermeiden.

Vergleich verschiedener Anbieter

Tatsächlich sollte man auch nicht der Einfachheit halber die Anschlussfinanzierung bei der Bank abschließen, bei der auch der aktuelle Kredit läuft. Selbst wenn die Beratung dort kostenfrei erscheint, kann der Abschluss eines Anschlusskredits dort mitunter kostspielig sein. Denn: Der Bankberater ist in der Regel nicht in der Lage, die günstigsten und besten Konditionen, die am Finanzmarkt verfügbar sind, anzubieten. Stattdessen ist er dazu angehalten, vorrangig die Finanzprodukte seines Arbeitgebers, also der jeweiligen Bank, zu vermitteln. Darum empfiehlt sich ein gründlicher Blick auf die Angebote verschiedener Banken und Finanzdienstleister. Oftmals gibt es signifikante Unterschiede in den Konditionen. Ein umfangreicher Vergleich kann helfen, ein Angebot zu finden, das optimal zu Ihren Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten passt.

Sondertilgungen einbauen

Nicht nur Zinsen, sondern auch andere Bestandteile des Kreditvertrags können dazu beitragen, die finanziellen Belastungen langfristig zu senken, zum Beispiel Sondertilgungen. Sie ermöglichen es, zusätzlich zur monatlichen Rate einmalige oder regelmäßig Sonderzahlungen zu leisten. Eine Sondertilgung wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Abzahlung eines Kredits aus, verringert sie doch grundsätzlich die verbleibende Kreditsumme. Dadurch reduziert sich der Betrag, auf den Zinsen berechnet werden, was wiederum langfristig zu Zinsersparnissen führt. Sondertilgungen bieten zudem eine zusätzliche finanzielle Flexibilität. Kommt der Kreditnehmer unerwartet an zusätzliches Kapital, etwa durch eine Erbschaft oder eine Bonuszahlung, kann dieses Geld genutzt werden, um die Schuldenlast schneller zu verringern.

Tilgungssatz anpassen

Oft wird bei der Anschlussfinanzierung versäumt, die Höhe der Tilgungsrate an die Lebensumstände und die Einkommenssituation anzupassen. Nicht selten sind beispielsweise höhere Raten möglich, da inzwischen mehr Haushaltseinkommen zur Verfügung steht. Bei einer verbesserten finanziellen Situation kann man sich eine höhere Tilgungsrate leisten, was zu einer schnelleren Kreditabzahlung führt. Denn die Zinsen werden auf eine geringere Restschuld berechnet, was insgesamt eine Ersparnis bedeutet. Umgekehrt kann bei finanzieller Anspannung eine Senkung des Tilgungssatzes die monatliche Belastung verringern und mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Manche Banken bieten die Möglichkeit, die Tilgungsrate auch während der Kreditlaufzeit zu ändern, manchmal sogar beliebig oft. Solche eine Klausel in den Kreditvertrag einzufügen, bietet zusätzliche Flexibilität und sollte mitverhandelt werden.

Volltilgerdarlehen in Erwägung ziehen

Unter Umständen kann es sinnvoll sein, über ein Volltilgerdarlehen nachzudenken, bei dem der Kunde den Kredit bis zum Ende der Zinsbindung komplett zurückzahlt – etwa wenn man großen Wert auf Planungssicherheit legt. Denn Volltilgerdarlehen sichern in der Regel einen festen Zinssatz für die gesamte Laufzeit. Das bedeutet von Anfang an Klarheit über die Höhe der monatlichen Raten, die selbst bei steigenden Marktzinsen unverändert bleiben. Man weiß also ganz genau, wann das Darlehen vollständig abbezahlt sein wird. Diese Klarheit in der finanziellen Planung kann sehr wertvoll sein, beispielsweise im Hinblick auf den Ruhestand oder andere langfristige finanzielle Ziele.

Manchmal bieten Banken bei Volltilgerdarlehen sogar günstigere Zinssätze im Vergleich zu herkömmlichen Annuitätendarlehen, da das Risiko für die Bank geringer ist, wenn der Kredit innerhalb der Zinsbindungsfrist vollständig zurückgezahlt wird. Da das Darlehen am Ende der Zinsbindung vollständig abbezahlt ist, entfällt zudem das Risiko, das normalerweise mit einer Anschlussfinanzierung verbunden ist. Man muss sich keine Sorgen mehr machen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Zinsen möglicherweise gestiegen sind, eine neue Finanzierung aushandeln zu müssen.

Astrid Zehbe, Referentin Presse und Kommunikation Haus & Grund Deutschland

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