Preisentwicklung: Mieten stagnieren, Wohneigentumspreise steigen weiter

Die Mietmärkte in Deutschland entspannen sich, doch für Eigenheime gehen die Preise durch die Decke. Zu diesem Schluss kommt das Hamburger Research-Institut F+B, das regelmäßig die deutsche Immobilienmarktentwicklung untersucht und die Ergebnisse in ihrem Wohn-Index veröffentlicht.

Das Forschungsinstitut konstatiert für das erste Quartal 2021, dass die nun schon zweieinhalbjährige Stagnationsphase bei den Neuvertragsmieten weiter anhält. Im Vergleich zum Vorquartal sind sie um nur 0,3 Prozent gestiegen und die Angebotsmieten sanken seit dem ersten Quartal 2020 sogar.

Reale Mietpreisrückgänge
Selbst in 25 der 50 teuersten Städte kam es im Vergleich zum Vorjahr zu realen Mietpreisrückgängen. Betrachtet man die Entwicklung im letzten Jahr, so wuchsen die Bestandsmieten im Bundesdurchschnitt stärker als die Neuvertragsmieten. Im Vergleich zum Vorquartal bewegen sich nunmehr jedoch beide Mietparameter synchron. Die negative Wachstumsrate der Angebotsmieten von -0,3 Prozent liegt bei einer Verbraucherpreisentwicklung von 1,7 Prozent im vergangenen Jahr zwei Prozentpunkte unter der allgemeinen Preisentwicklung. Dr. Bernd Leutner, Geschäftsführer von F+B, sagt dazu: „Die Mieten sind also kein Preistreiber mehr. Und auch die Bestandsmieten tragen nur unterdurchschnittlich zum Anstieg des Verbraucherpreisindex bei.“

Langfristige Entwicklung von Mieten und Immobilienpreisen
Auch bei einer Ausweitung des Betrachtungszeitraums fällt auf, dass nicht die Mieten, sondern die Kaufpreise den Index in die Höhe treiben. So stiegen die Neuvertragsmieten in den vergangenen zehn Jahren um 17 Prozent und die Bestandsmieten erhöhten sich moderater um 10,8 Prozent. Bei Einfamilienhäusern lag die Wachstumsrate im selben Zeitraum bei 64,5 Prozent. Doch den stärksten Preisanstieg, mit einer Erhöhung von 78 Prozent innerhalb der letzten zehn Jahre, verzeichneten Eigentumswohnungen.

Aus dem aktuellen Quartalsbericht geht also klar hervor, dass der Kauf von Eigenheimen, seien es Ein- und Zweifamilienhäuser oder Eigentumswohnungen, die derzeitige Immobilienmarktdynamik antreibt. Die Corona-Pandemie hat den Wunsch vieler Menschen weiter bestärkt, in ein Eigenheim zu investieren, da ein Jahr im Home-Office und ohne Urlaub für viele die Wichtigkeit von genügend Wohnraum oder einem kleinen Garten aufzeigte. Dieser Wunsch sowie das anhaltend niedrige Zinsniveau werden den Nachfrageanstieg auch im vergangenen Jahr stark beeinflusst haben und dies vorerst auch weiter tun.

Fazit: Wohneigentum fördern statt weiterer Mietregulierung
Zur Mietpreisentwicklung sagte Leutner: „Vor dem Hintergrund einer erhitzt geführten Debatte um immer weitere bundesweite Mietregulierungen ist die empirische Grundlage und damit die Legitimation für noch härtere mietenpolitische Maßnahmen aktuell schlicht nicht vorhanden.“ Zudem ist der Preisanstieg im Eigenheimbereich ein klares Signal für eine erhöhte Nachfrage nach Wohneigentum, die derzeit nicht befriedigt werden kann. Statt den Mietwohnungsmarkt weiter zu regulieren, sollte die Politik den Schwerpunkt also auf die Erleichterung bei der Bildung von Wohneigentum legen und die Bürger hier gezielt fördern.

Über den F+B Wohn-Index
Der F+B Wohn-Index kombiniert deutschlandweit die Miet- und Immobilienpreisentwicklung von Eigentumswohnungen und Ein- und Zweifamilienhäusern mit den Trends von Neuvertrags- und Bestandsmieten von Wohnungen. Der Index ermöglicht somit quartalsweise eine zusammenfassende Betrachtung des gesamten Wohnsegments in Deutschland.

Jakob Grimm, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Haus & Grund Deutschland

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